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Paul Kleinschmidt
1883-1949
GemΣlde aus der Sammlung Deyhle
Kunsthalle Tübingen
31. Mai - 27. Juli 1997
Paul Kleinschmidt nimmt innerhalb der deutschen Kunst des 20. Jahrhunderts - das hei▀t zwischen Expressionismus, Realismus und Neuer Sachlichkeit - eine unverwechselbare Position ein. Die kⁿnstlerische EigenstΣndigkeit des 1883 in Bublitz/Pommern geborenen und seit 1894 in Berlin lebenden Malers verband vor allem in Figurenbildern sowie in Landschaften und Stilleben sinnliche Poesie mit einer elementaren malerischen Kraft.
Die Darstellung der Frau stellte er ins Zentrum seines Schaffens. GeprΣgt von der Welt des Theaters, der der Kⁿnstler entstammte, und von der ⁿberschΣumenden Lebenslust Berlins in den 20er Jahren, siedelte er seine opulenten Gestalten vorwiegend im Milieu der Bars und Zirkusmanegen, der VarietΘs und Kⁿnstlergarderoben an. Korsetts, Strapse, Pumps und Mieder werden als weibliche Machtmittel ebenso ausgespielt wie ein immer wieder eingesetztes pathetisches Potential aus Brⁿsten und Schenkeln, das in mitunter gesichtslosen K÷rperarrangements in den Vordergrund gerⁿckt wird. Den Maler faszinierte das laszive Spiel mit Be- und Entkleidung, und er stilisierte die grotesk drapierten weiblichen K÷rper als grell illuminierte Fetische, wie es nach ihm in vergleichbaren Bildausschnitten Willem de Kooning zu Beginn der 50er Jahre mit seinen "Women"-Bildern tat.
╓ffentliche Beachtung wurde Kleinschmidt zuteil, als er 1925 beziehungsweise 1928 in den renommierten Berliner Galerien Gurlitt und Flechtheim ausstellte. Diese Ausstellungen trugen ihm nicht nur Anerkennung und MΣzene ein, sondern aktivierten auch mΣchtige Befⁿrworter seiner Kunst, etwa Julius Meier-Graefe, Kurt Glaser oder Walter Rathenau. Den Weg zu internationaler Anerkennung ebnete ihm 1931 die Beteiligung an der Ausstellung "German Paintings and Sculptures" im Museum of Modern Art in New York. Kurz darauf richtete das Art Institute of Chicago 1933 Kleinschmidt anlΣ▀lich seines 50. Geburtstages eine umfangreiche Retrospektive aus, die anschlie▀end vom Philadelphia Museum of Art ⁿbernommen wurde.
Der in Deutschland 1933 vollzogene politische Machtwechsel beendete jΣh den einsetzenden internationalen Erfolg. Kleinschmidts Werke wurden 1937 mit dem Begriff der "Entarteten Kunst" belegt und als solche in Deutschland geΣchtet. Politische Repressalien machten es dem Maler unm÷glich, sich weiter in seiner 1932 bezogenen Wahlheimat Ulm aufzuhalten. 1936 emigrierte er, von der Schweiz abgewiesen, ⁿber Holland nach Frankreich, wo er sich bis zu seiner 1943 erfolgten Zwangsrepatriierung aufhielt. Vereinsamt und vergessen starb der Kⁿnstler 1949 in Bensheim an der Bergstra▀e.
Gerade Kleinschmidts EigenstΣndigkeit wurde immer wieder herausgestellt, so auch von dem Kⁿnstlerkollegen George Grosz in einem 1959 in New York ver÷ffentlichten Text: "Kleinschmidt wurde manchmal mit Beckmann verglichen. Ich bin mit dem Vergleich nicht einig: Kleinschmidt ist meiner Meinung nach sinnlicher, sensibler, unberechenbarer und weniger geheimnisvoll als Beckmann." Bereits Jahrzehnte zuvor brachte Lovis Corinth seine Hochachtung auf folgenden Nenner: "Mein lieber Kleinschmidt, Sie werden den Stein noch h÷her setzen als ich."
Einen reprΣsentativen ▄berblick ⁿber das Schaffen Paul Kleinschmidts bietet die Sammlung Deyhle mit 65 GemΣlden aus den Jahren 1922 bis 1948. Hauptwerke wie die Berliner "Bar" aus dem Jahre 1931, wie "Zirkusreiterinnen", "Damenkapelle", "Pierrot und Columbine" oder die Stadtlandschaften von New York stehen im Mittelpunkt der Ausstellung und zeugen von den malerischen QualitΣten dieser zu wenig bekannten Kⁿnstlerpers÷nlichkeit. Zu der von der Daimler-Benz AG gef÷rderten Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Klaus Gallwitz, Andreas Hⁿneke und Barbara Lipps-Kant.
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Bar, 1931
GebΣckstilleben, 1930
Pierrot und Columbine, 1936
Anreise
Kunsthalle Tübingen, Philosophenweg 76, D 72076 Tübingen, Telefon (0 70 71) 96910, Telefax (0 70 71) 96 9133
Stadtverkehr: Linien 5 und 17, Haltestelle Kunsthalle.
Auto: Richtung Tübingen-Nord, Parkplätze sind ausgeschildert.
weitere Auskünfte
Öffnungszeiten:
täglich (außer Montag) 10-18 Uhr.
Katalog
Katalog 49,- DM in der Ausstellung.
Plakat 12,- DM.
Eintritt
Eintrittspreis: 8,- DM,
ermäßigt: 6,- DM (Schüler, Studenten, Rentner, Gruppen ab 20 Pers.)
Führungen
Öffentliche Führungen: Samstag 15.00 Uhr, Teilnahmegebühr 5,- DM;
private Führungen nach Voranmeldung unter Telefon (0 70 71) 96910
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